Der Beruf des Winzers ist vielfältig und besonders. Schaut man auf die Beschreibung der Bundesagentur für Arbeit steht am Ende des 3-jährigen Ausbildungsberufs zum Winzer/in ein mit vielerlei Fertigkeiten ausgerüstetes Berufsleben beschrieben.

„Winzer/innen pflanzen und pflegen Weinstöcke, ernten die Trauben, verarbeiten sie zu Wein, Sekt oder Traubensaft und vermarkten die Getränke.“

Die Liebe zur Natur sollte man mitbringen, da man im Winzerleben auch abhängig von den Launen der Natur ist. Anders als in anderen Berufen kann ein Winzer nur einmal im Jahr etwas ausgestalten. Wenn er z.B. auf ein 30-jähriges Berufsleben zurückschaut, hat er 30 Jahrgänge Wein produziert. Kein Jahrgang ist wiederholbar! Jedes Jahr ist eine einmalige Chance der Gestaltung und der Fertigung des „Produktes“ Wein.

Wir möchten in der Reihe „Nachgefragt“ von Winzern erfahren, was sie zu diesem Beruf motiviert hat. Was ist für sie im Umgang mit Rebstöcken und bei der Herstellung von Wein wichtig?



Weingut Gies-Düppel

Warum sind Sie Winzer geworden? Was motivierte Sie?

Volker Gies: "Ja, eigentlich habe ich es schon in die Wiege gelegt bekommen. Ich habe erst einmal Abitur gemacht und frei überlegt, was ich danach machen möchte. Der Winzerberuf ist ein vielseitiger Beruf und man ist viel in der Natur. Man kann halt alles selbst gestalten vom Wein herstellen bis zum Verkauf. Zum Glück bin ich Winzer geworden!"

Wie groß ist der Betrieb?:

Volker Gies: "22 Hektar"


Wie arbeiten Sie im Weinberg: Handarbeit oder maschinelle Bearbeitung?

Volker Gies: "Im Weinberg werden bei uns viele qualitätsfördernde Maßnahmen gemacht, welche viel Handarbeit erfordern. Angefangen beim sanften Rebschnitt, den wir seit zwei Jahren bei uns im Weingut praktizieren, um das Alter der Rebanlagen durch weniger Schnittwunden zu erhöhen. Das Aufheften der jungen Rebtriebe, Entblättern und Trauben halbieren sind natürlich auch wichtige Arbeiten, die viel Handarbeit erfordern. Die Lese wird sowohl von Hand (ca. 60%) als auch mit der Maschine durchgeführt (40%), je nach Lage und Witterung. Die Lese mit dem Vollernter, hatte gerade in den letzten beiden heißen Jahren große Vorteile. Die Trauben konnten morgens mit kühlen Temperaturen geerntet werden. Aber auch da gehen wir vorher durch den Weinberg zur Kontrolle, um eventuell unreife oder faule Trauben auf den Boden zu schneiden. Herbizide verwenden wir schon seit 2003 nicht mehr und anstelle von Mineraldüngern arbeiten wir mit Kompost."


Da kommen wir direkt zu der Frage nach dem richtigen Lesezeitpunkt: Was gibt den Ausschlag für die Reife? Wie sollten die Trauben im besten Fall sein? Hat der Klimawandel Einfluss auf den Lesezeitpunkt?

Volker Gies: "Ja, das ist eine gute Frage. Wichtiger als die Oechslegrade ist die physiologische Reife. Also, das heißt wie dunkel sind die Traubenkerne und wie löst sich das Fruchtfleisch von ihnen ab und natürlich der Geschmack der Trauben. Meine Frau und ich sind während der Lese sehr viel im Weinberg, um den optimalen Lesezeitpunkt zu treffen. Wir wollen eher den kühleren Stil, gerade bei dem Spätburgunder. Die Aromatik und nicht zu hohe Alkoholwerte sind im Fokus. Wir wollen keine überreifen Trauben ernten. Unsere Weine sollen gut ausbalanciert sein und dadurch erhalten sie auch ihre Stabilität und Langlebigkeit."


Welche Rebsorten kultivieren Sie: Inwieweit sind sie typisch für die Region oder gibt es eben auch in Bezug auf den Klimawandel schon Versuche mit „untypischen“ Rebsorten?

Volker Gies: "Mittlerweile sind wir bei 40% Riesling, 17% Spätburgunder und 15% Weiß- und 15% Grauburgunder. Riesling und Burgundersorten sind typisch für die Südpfalz und stehen ganz klar im Fokus. Aber wir haben auch noch Chardonnay, Scheurebe, Sauvignon Blanc, Viognier als weiße Rebsorten. Aufgrund des Klimawandels haben wir neben Spätburgunder auch noch Merlot, Syrah und Cabernet Franc gepflanzt. Das sind Rebsorten, die mehr Hitze vertragen und denen das Klima bei uns mittlerweile passt."


Bevor wir zur Arbeit im Keller kommen, noch einmal zurück zur generellen Aufteilung der Aufgaben in Weinberg, Keller und Vermarktung bei Ihnen im Betrieb. Wer hilft wo mit?

Volker Gies: "Bei uns arbeiten im Außenbetrieb das ganze Jahr drei Festangestellte im Weinberg. Ein Weinbautechniker hilft mir im Keller und ist für den Außenbetrieb mitverantwortlich. Im Moment haben wir zwei Auszubildende. Meine Frau und ich kümmern uns um den Verkauf und die Büroarbeit. Ich würde sagen meine Arbeit besteht zu 30% aus Arbeit im Keller, 50% im Büro und Organisation, 10% Verkauf und 10% im Weinberg (hauptsächlich während der Lesezeit). "


Nun zur Weinbereitung:

Vergären die Weine spontan oder mit Reinzuchthefen?

Volker Gies: "Reinzuchthefen, damit die Weine eine gleichmäßige, reintönige Gärung machen können. Dieser Stil passt am besten zu unseren filigranen, terroirbezogenen Weinen. Außer bei manchen Burgundern sollen die Weißweine keinen biologischen Säureabbau machen. Nur die Rotweine."


Bei welchen Arbeitsschritten wird Schwefel zugefügt?

Volker Gies: "Wir verarbeiten bei uns nur komplett gesundes Lesegut. Somit verzichten wir auf eine Schwefelung der Trauben oder Maische. Außer bei den Aromarebsorten Sauvignon Blanc und der Scheurebe, damit sie ihren typischen Sortencharakter nicht verlieren. Ansonsten werden die Weine nach der Gärung und vor der Abfüllung geschwefelt, allerdings deutlich weniger als früher. Unser Sektgrundwein wird komplett ohne Schwefel ausgebaut. "


Werden die Weine vor der Abfüllung filtriert?

Volker Gies: "Ja, wir machen eine Schichten-Filtration bei dem Abstich im Frühjahr und bei der Abfüllung. Rotweine mit langem Barriqueausbau höchstens bei der Füllung."


Was ist Ihre Philosophie?

Volker Gies: "Mir ist es wichtig die verschiedenartigen, alten Lagen der Südpfalz zu rekultivieren und zu bewirtschaften. Durch die Anpflanzung von Riesling möchte ich die verschiedenen Facetten dieser Lagen zeigen. Seit 2006 vinifiziere ich fünf verschiedene Rieslinge aus den verschiedenen Terroirs. Inzwischen haben wir 12 trockene Rieslinge und können die ganze Vielfalt der Südpfälzer Böden auf der Flasche zeigen."


Wo liegen die Stärken des Weingutes? Was macht Ihre Persönlichkeit aus?

Volker Gies: "Riesling, Terroir und Individuelle Kundenbetreuung! Uns ist es sehr wichtig den persönlichen Kontakt zu unseren Kunden zu pflegen, zu allen Kunden. Das bedeutet mit unseren Partnern im Handel stehen wir in engem Kontakt. Unsere privaten Kunden, die uns direkt über das Weingut anfragen, betreuen wir als Familienweingut natürlich persönlich. Wir haben mit unserem neuen Verkostungsraum auf dem Weingut eine einladende Situation für alle Besucher geschaffen. "


Wenn jemand Sie noch nicht kennt, welchen Wein würden Sie ihm als „Einsteigerwein“ empfehlen?

Volker Gies: "Weißburgunder Calcit
Was bedeutet Calcit?
Calcit ist das Mineral im Kalk.
Und was bedeutet das „Quarz“ beim Spätburgunder?
Quarz ist ein Mineral in Bundsandsteinböden "

Und welcher Ihrer Weine ist Ihr persönlicher Lieblingswein?

Volker Gies: "Albersweiler Latt Riesling trocken.
Der Wein ist sehr vielschichtig, besitzt eine hohe Mineralität und viel Frucht (Mandarine, Citrus). Er ist elegant und doch vollmundig. Ausbau im großen alten Eichenholzfass. Boden: Buntsandstein. "


Gibt es ein Weingut, das Sie sehr schätzen (außer Ihrem eigenen:)?

Volker Gies: "Mein Lieblingsweingut ist das Weingut Albert Mann im Elsass (Riesling und Spätburgunder) und generell mag ich die Weine von der Nahe bspw. Weingut J.B. Schäfer/Burg Layen. "


Vielen Dank!


Anke Kürschner

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