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Der Beruf des Winzers ist vielfältig und besonders. Schaut man auf die Beschreibung der Bundesagentur für Arbeit steht am Ende des 3-jährigen Ausbildungsberufs zum Winzer/in ein mit vielerlei Fertigkeiten ausgerüstetes Berufsleben beschrieben.

„Winzer/innen pflanzen und pflegen Weinstöcke, ernten die Trauben, verarbeiten sie zu Wein, Sekt oder Traubensaft und vermarkten die Getränke.“

Die Liebe zur Natur sollte man mitbringen, da man im Winzerleben auch abhängig von den Launen der Natur ist. Anders als in anderen Berufen kann ein Winzer nur einmal im Jahr etwas ausgestalten. Wenn er z.B. auf ein 30-jähriges Berufsleben zurückschaut, hat er 30 Jahrgänge Wein produziert. Kein Jahrgang ist wiederholbar! Jedes Jahr ist eine einmalige Chance der Gestaltung und der Fertigung des „Produktes“ Wein.

Wir möchten in der Reihe „Nachgefragt“ von Winzern erfahren, was sie zu diesem Beruf motiviert hat. Was ist für sie im Umgang mit Rebstöcken und bei der Herstellung von Wein wichtig?



Domaine Modat

Die Brüder Quentin und Louis Modat führen nun in der dritten Generation das Weingut im Agyltal, 35 km von Perpignan entfernt ins Landesinnere auf 300 Höhemetern. Meeresnähe und Gebirgszüge bestimmen das Klima im Roussillon. Die Brüder produzieren Weine in allen Qualitätsstufen der Region von IGP Côtes Catalanes, AOP Côtes du Roussillon bis zu AOP Côtes du Roussillon Villages Caramany. Die Vorgaben der Region sind sehr streng und das Qualitätsstreben der Brüder ist sehr ausgeprägt. Nur mal so zum Vergleich: die vorgeschriebene Ertragsmenge (60hl/ha) für deutsche Erste Lagen Weine entspricht der momentanen durchschnittlichen Ertragsmenge für die IGP Weine aus dem Roussillon. Die AOP Côtes du Roussillon Villages Caramany hat in den letzten 5 Jahren eine durchschnittliche Ertragsmenge von nur 28-30 hl/ha. Das ergibt intensive, charakterstarke und sehr komplexe Weine! Weitere allgemeine Informationen über das Roussillon finden Sie unter Weinbau im Roussillon



Was motivierte Sie Winzer zu werden? Was bereitet Ihnen die meiste Freude bei der Arbeit mit Wein?

Quentin Modat: "Ich hatte das Glück mit Vater und Großvater hier auf dem Weingut aufzuwachsen. So bin ich mit dem Geschmack von Gastronomie und Wein früh in Berührung gekommen. Aber erst einmal wollte ich nicht mit meinem Vater hier zusammenarbeiten, und es zog mich in die Finanzwelt. Ich bin nur an den Wochenenden zum Aushelfen auf das Weingut gekommen. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich hier arbeiten und leben möchte. Zusammen mit meinem Bruder Louis habe ich das Gut dann übernommen. Dabei kommen mir meine Vorkenntnisse und Erfahrung aus der Wirtschaft sehr zugute! Es ist eine komplexe Welt, und es ist hilfreich eine Vision davon zu haben, wie der Markt funktioniert. Was ist rentabel? Mein Wissen hilft mir gute Entscheidungen zu treffen und mit Flexibilität den Betrieb zu führen und zu vermarkten. Die meiste Freude bei der Arbeit mit Wein bereitet mir der Gedanke mit dem Wein anderen Freude zu machen! Ich mag es im Weinberg zu sein mit dem Gedanken guten Wein zu machen, der anderen schmeckt und Momente der Freude bereitet. "


Wie groß ist Ihr Betrieb?

Quentin Modat: "Wir sind auf 27 Hektar angewachsen + 3 Hektar mit jungen Rebstöcken extra. Also insgesamt bewirtschaften wir mittlerweile 30 Hektar."

Ihre Trauben werden von Hand gelesen. Wie arbeiten Sie über das Jahr im Weinberg: Handarbeit oder maschinelle Bearbeitung?

Quentin Modat: "Wir sind Biozertifiziert und arbeiten seit 2012 auch biodynamisch, allerdings ohne Zertifizierung. Im Moment ist es nicht im Fokus aus Marketinggründen biodynamisch zertifiziert zu sein. Uns geht es um die verbesserte Qualität, die diese Bearbeitung bringt. Darin ist auch begründet, dass wir sehr viel, fast alles, von Hand im Weinberg arbeiten. "


Mit wie vielen Personen arbeiten Sie fest im Betrieb? Wie ist die Aufteilung der Aufgaben in Weinberg, Keller und Vermarktung? Wer hilft wo mit?

Quentin Modat: "Zusammen mit meinem Bruder und mir arbeiten noch drei Personen fest im Weinberg. Mein Bruder Louis arbeitet hauptsächlich in den Weinbergen und im Keller. Mein Schwerpunkt ist die Vermarktung. Zur Lesezeit haben wir natürlich noch weitere Helfer, die aus Spanien, Portugal, Italien und vielen anderen Ländern einen internationalen Mix ergeben. Wichtige Entscheidungen treffen mein Bruder und ich gemeinsam. Überhaupt sprechen wir uns in vielem gemeinsam ab. "


In Ihren Weinbeschreibungen ist die Rede von phenolischer Reife. Was gibt den Ausschlag für den richtigen Lesezeitpunkt, d.h. was ist mit phenolischer Reife gemeint? Wie sollten die Trauben im besten Fall sein. Hat der Klimawandel Einfluss auf den Lesezeitpunkt?

Quentin Modat: "Ja. Anders als in anderen Regionen starten wir schon im August mit der Lese und sie dauert bis einschließlich der ersten Oktober Woche. Die weißen Trauben, wie Muscat dann Viognier und Roussanne machen den Anfang und mit Carrignan Blanc endet die Lese der weißen Rebsorten bevor wir dann bis in den Oktober die Roten, jede Rebsorte für sich, lesen. Die phenolische Reife zeigt sich in der Haut und den Kernen der Trauben. Das ist wichtiger als der Zuckergehalt. Wir möchten Komplexität in unseren Weinen. Haut und Kerne sind ausschlaggebend für das Aroma. Wir bestimmen also den richtigen Lesezeitpunkt nach der aromatischen Reife der Trauben."


Da schließt sich direkt die Frage nach der Traubenvielfalt an. Verändert der Klimawandel die Auswahl der für die Region typischen Rebsorten?

Quentin Modat: "Wir haben ja ausschließlich mediterrane Rebsorten bei uns. Es sind Rebsorten, die viel Sonne und wenig Wasser gewöhnt sind. Und trotzdem überlegen auch wir, wie wir der Veränderung gerecht werden. Ein Beispiel ist die später reifende Rebsorte Carrignan blanc. Es ist eine alte ursprüngliche Rebsorte. Dadurch, dass sie später reift und einen höheren Säuregehalt behält, bringt sie Frische in den Wein. Die Säure ist wichtig! Sie ist das Skelett des Weines. Wir werden vermehrt auf solch spätreifende Rebsorten setzen."


Weinbereitung:

Bei welchen Arbeitsschritten wird Schwefel zugefügt?

Quentin Modat: "Schwefel ist ein Desinfektions- und Antioxidationsmittel. Wir setzen es im Weinberg zum Schutz der Pflanzen in Maßen ein. Das variiert je nach Witterung des Jahrgangs und Zustand der Pflanze wieviel Schwefel für ihren Schutz vonnöten ist. Es ist ein aktuelles Thema möglichst wenig Schwefel zu verwenden. Wenn das Lesegut gesund ist, braucht man auch bei der weiteren Verarbeitung weniger Schwefel. Das gleiche gilt bei der Oxidation. Wird sorgsam im Keller gearbeitet und darauf geachtet, braucht der Wein weniger Schutz vor Oxidation, d.h. weniger Schwefel."


Ihre Weine werden spontan vergoren. Wie handhaben Sie es mit der Filtration? Werden Ihre Weine filtriert?

Quentin Modat: "Wir filtrieren unsere Weine bis jetzt noch leicht. Es ist eine Entscheidung aus ästhetischen Gesichtspunkten. Die Weine, die nicht so lange Lagerzeiten haben und der Trub nicht so viel Zeit hat sich zu setzen, filtrieren wir noch. Allerdings machen wir auch schon die ersten Versuche ohne Filtration. „Le plus joli“ 2019 ist nicht mehr filtriert. Wir möchten mehr und mehr aus mikrobiologischen Gründen darauf verzichten. Die Prozesse in dem unfiltrierten Wein verlaufen anders, wenn ihm nichts entzogen wird."


Was ist Ihre Philosphie?

Quentin Modat: "„L´expression du terroir.“ Oder anders gesagt versuchen wir nur so wenig wie möglich und so viel wie nötig zu machen mit dem Ziel die Persönlichkeit und die Einzigartigkeit unseres Terroirs, Gneiss, auszudrücken."


Wo liegen die Stärken des Weingutes? Was macht die Persönlichkeit aus?

Quentin Modat: "- Der Bodetyp! Der Gneiss bringt viel Frische und Mineralität in die Weine. - Die Höhenlage unseres Weingutes. Wir sind durch die 300 Höhenmeter privilegiert, was die Temperatur anbelangt. Die Kühle bringt ebenfalls mehr Frische in den Wein. - Viele unserer Weinberge liegen in nördlicher Ausrichtung. Auch das ist von großem Vorteil für die Frische der Weine. "


In Ihrer Winzerlaufbahn: Was war Top und was war Flop?

Quentin Modat:lacht "Also, top sind die drei neuen Weine, die wir dieses Jahr neu machen. 1. 100% Carrignan blanc
2. 100% Grenache, eine Cuvée aus Grenache blanc, gris und noir
3. 100% Carrignan rouge
Tja, und als Flop kann man vielleicht den sehr tradtionellen Rosé „Saint-Martin“ bezeichnen. Er ist von sehr intensiver Farbe und auch Geschmack. Er ist traditionell, aber wohl nicht mehr zeitgemäß : ). Er interessiert niemanden so richtig. "


Wenn jemand Sie noch nicht kennt, welchen Wein würden Sie ihm empfehlen?

Quentin Modat: "Als Weißwein „de-ci de-la“ und als Rotwein „comme avant“. Das sind beides Weine, die aus traditionellen Rebsorten sind und von alten Weibergen stammen. Sie sind typisch für unser Weingut und unsere Weinberge. Die „Petit ModAmour“-Weine haben mehr Frische und sind etwas einfacher, so für den Alltag."


Was ist Ihr eigener Lieblingswein vom eigenen Weingut, und gibt es Weine von anderen Weingütern, die Sie sehr schätzen?

Quentin Modat: "Puh! Das ist eine schwierige Frage für mich! Ich kann mich nicht festlegen. Ich mag die Diversität. Das kommt auf die Gelegenheit an. Ist der Wein für eine einfache, nette Runde oder für ein bestimmtes Mahl? Ich kann mich da jetzt nicht entscheiden. Sie sind unterschiedlich von ihrem Charakter und jeder hat seine Stärken. Ich mag gerne die Rieslinge von Clemens Busch aus Deutschland (Mosel). Die Weine aus dem Burgund mag ich wegen ihrer Eleganz. Außerdem schätze ich noch die Weine der nördlichen Rhône wegen ihrer Komplexität. "


Haben Sie Wünsche/Visionen für die Zukunft?

Quentin Modat: "Endlich einmal ein ganz normales Jahr! Die letzten beiden Jahre waren sehr schwierig. 2018 war von den Witterungsbedingungen nicht einfach und im letzten Jahr hatten wir viel Pech. Bei einem Brand auf dem Weingut haben wir viel Schaden und Verlust erlitten. Bei Temperaturen von 47°C im Weinberg sind uns Rebstöcke verbrannt und „gestorben“. Dieses Jahr ist der Vertrieb aufgrund von Corona schwierig. Aber bis jetzt haben wir Glück und alle sind gesund. Unsere Mitarbeiter sind jung und können alle uneingeschränkt, natürlich unter Berücksichtigung von genügend Abstand, im Weinberg arbeiten. Es ist genug Niederschlag bis jetzt in unserer Region und die Reben stehen gut.
Für die Zukunft:
Wir arbeiten seit 2017 an einem Projekt mit nicht veredelten amerikanischen Reben. Die bewurzelten Reben lassen wir 3 Jahre wachsen, bevor wir sie mit unseren europäischen Sorten veredeln. Das wird dann eine enorme Diversität in einem Weinberg sein. Carrignan, Monastrell, Mouvedre, Carrignan gris, Grenache…alle Sorten. Die werden dann in einer Cuvée verarbeitet. "


Sind das die 3 Hektar, die Sie eingangs extra erwähnten?

Quentin Modat: "Davon sind tatsächlich 0,7 ha für dieses Projekt mit den amerikanischen Reben bepflanzt. Außerdem wachsen dort 1,3 ha Grenache gris und ein Hektar Syrah."


Ich wünsche viel Glück und gutes Gelingen und sage vielen Dank für das Gespräch.


Anke Kürschner

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