Weingut Raddeck

„Ein Wein ist so einzigartig wie die Menschen, die ihn begleitet haben“
Das ist der einleitende Satz auf der Internetseite des Weingutes. Wir möchten bei den einzigartigen Menschen des Weingutes nachfragen, was sie an- und umtreibt die Weinberge und den Wein zu gestalten und zu bearbeiten.

Das heutige Weingut liegt in der Lage Paterberg mit einem tollen Panoramablick auf den Roten Hang. Die „2 Hügel“ sind auch der Namensgeber für die Ortsweinreihe des Weingutes. Seit vielen Generationen ist die Familie Raddeck in Nierstein verwurzelt und betreibt dort Weinbau. Jede Generation pflegt und kultiviert die Weinberge der Zeit und dem Wissenstand entsprechend um sie der nächsten Generation als wertvolle Grundlage weiterzugeben. Der Familienbetrieb wird heute von Stefan Raddeck und seiner Frau Anna-Karina Raddeck geführt. Seit 18 Jahren betreiben sie ökologischen Landbau


Warum sind Sie Winzer geworden? Was war Ihre Motivation?

Stefan Raddeck: " Ich bin hier aufgewachsen und von Kindesbeinen an ist das Leben auf dem Weingut mir vertraut. Der Funke ist direkt übergesprungen. Es ist ein sehr abwechslungsreicher Beruf. "

Was bereitet Ihnen die meiste Freude bei der Arbeit mit Wein?

Stefan Raddeck: " Die Weine sind individuell. Man kann sich einen Plan machen aber auf keinen Fall ein Konzept stur verfolgen. Die Natur gibt den Rahmen vor, und wir verfeinern nur und arbeiten die Details heraus. Die Arbeit ist jedes Jahr anders und abwechslungsreich."



Wie groß ist Ihr Betrieb?

Stefan Raddeck: "Zum eigenen Betrieb gehören 25 Hektar. Ergänzend haben wir noch 2 Weinberge in Vertrag, so dass wir insgesamt Lesegut von 30 Hektar verarbeiten. "

Sie sprechen von akribischer Handarbeit auf Ihrer Homepage. Das ist eine große Fläche, die Sie bewirtschaften. Wie lässt sich das realisieren?

Stefan Raddeck: " Wir arbeiten seit 18 Jahren ökologisch. Damals waren es 10 Hektar. Der ökologische Ansatz beinhaltet, wenn es der Natur, dem Boden und dem Umfeld gut geht, geht es den Reben gut. Wenn wir „neue“ ehemals konventionell bewirtschaftete Weinberge dazu bekommen und sie umstellen, können wir beobachten, dass es seine Zeit dauert, bis wieder Leben in den Boden kommt. Wir setzen natürlich auch unterstützend Technik ein, aber viele Arbeiten im Weinberg wie das Korrigieren der Triebzahl oder das Vorselektieren und Verlesen der Trauben erledigen wir von Hand. Einfach auch um die gewünschte Qualität zu erreichen. Wir haben dementsprechend viele Mitarbeiter, die uns im Weinberg unterstützen. Das ist uns wichtig und darein investieren wir. Es geht nicht um rein wirtschaftliche Aspekte. Dann könnten wir durch maschinellen Einsatz großflächig kostengünstiger wirtschaften. Uns ist die Natur ein Anliegen. In einer gesunden Natur wächst guter Wein. Deshalb investieren wir in Arbeitskraft. "

Wieviele Mitarbeiter sind auf Ihrem Weingut und im Weinberg beschäftigt und wie ist die Arbeitsaufteilung?

Stefan Raddeck: " Zusätzlich zu meiner Frau und mir sind meine Eltern auf unserem Familienweingut noch unterstützend tätig. Eine Ingenieurin und ein Weinbautechniker sind festangestellt und arbeiten im Vertrieb und Keller. Weiterhin besteht das Team noch aus erfahrenen Fachkräften, die die vielfältigen Arbeiten im Weinberg erledigen. Junge Menschen können bei uns den Beruf erlernen und so unsere Philosophie erleben. "

Wann ist der richtige Lesezeitpunkt? Wie sollten die Trauben im besten Fall sein?

Stefan Raddeck: " Die Reife ist ein Prozess. Sie lässt sich nicht auf einen bestimmten Zeitpunkt festlegen. Es ist vielmehr eine Periode, in der man ernten kann. Dann ist es abhängig davon, was für Weine man machen möchte. Daraus ergibt sich, wann es günstig ist mit der Lese zu beginnen. Natürlich spielt das Wetter auch eine Rolle. Man möchte gesundes Lesegut ernten und starke Regenfälle können den reifen Trauben schaden. Reife Trauben haben ein weiches und saftiges Fruchtfleisch. Die Kerne sind nicht mehr grün und schmecken nicht mehr unreif bitter. Die Entscheidung, wann ein Weinberg reif für die Lese ist, fällen wir indem wir die Trauben probieren. Haben die Beeren das richtige Aroma, dann können sie gelesen werden. "

Sie haben eine Vielzahl verschiedener weißer und roter Rebsorten. Hat der Klimawandel Auswirkungen auf die Rebsortenauswahl?

Stefan Raddeck: " Ja. Schaut man noch zwei Generationen zurück, wurde deutlich später gelesen. Zur Zeit meines Großvaters wurde bis in den November gelesen, während mein Vater im Oktober die Trauben erntete. Mittlerweile, durch die höhere Temperatur und mehr Sonne, fangen wir im September mit der Lese an. Das führt dazu, dass wir die frühreifenden Rebsorten wie Portugieser reduzieren. Nach wie vor sind Riesling und Burgundersorten unsere wichtigsten Rebsorten, die wir anpflanzen.
Sie haben auch so klassische Rebsorten wie Kerner, Müller-Thurgau oder Huxelrebe.
Ja, aus der Huxelrebe machen wir unsere edelsüße Auslese. Müller-Thurgau ist vor Jahren in Verruf geraten. Das wird der Sorte nicht gerecht. Aus Müller-Thurgau entstehen gute, trinkfreudige Weine. "

In Bordeaux reift Merlot aufgrund der klimatischen Veränderung immer früher und es wird überlegt Merlot dort zu reduzieren.

Stefan Raddeck: " Wir haben heute in Rheinhessen ein Klima, dass mit dem Klima in Bordeaux der 1980er Jahre vergleichbar ist. Von daher herrscht hier jetzt ein gutes Klima für Merlot. "

Art der Gärung: Wie werden Ihre Weine vergoren? Spontan oder mit Reinzuchthefen?

Stefan Raddeck: " Wir nutzen beide Systeme. Vor allem die Riesling Beeren aus unseren Premium Weinbergen bringen gute Hefepopulationen aus den Weinbergen mit. Die gären dann spontan durch. Es kommt allerdings auch auf den Jahrgang an, ob die Weine dann trocken werden. Wenn noch zu viel Zucker verbleibt, überimpfen wir dann auch mit anderen Hefestämmen. Unseren Sauvignon Blanc wiederum vergären wir mit Aromahefen, die die Aromatik des Sauvignon Blanc noch hervorheben. "

Verwenden Sie Schwefel im Keller und auch im Weinberg?

Stefan Raddeck: " Im Weinberg verwenden wir es als Schutz vor Mehltau. Der Schwefel bleibt bis zu 10 Tagen äußerlich auf der Pflanze und deshalb verwenden wir dann nach der Zeit der Blüte Carbonate, wie z.B. Backpulver. Die sind in der Wirkung etwas schwächer, hinterlassen aber keine Rückstände an den Pflanzen. Im Keller dient Schwefel als Oxidationsschutz, wenn wir die Weine für die Füllung vorbereiten. Mit unserer Anlage können wir weitestgehend sauerstofffrei füllen. Es dient also dazu, dass die Weine in der Flasche auch nach dem Öffnen noch stabil bleiben und nicht oxidieren. Dazu gebrauchen wir nur geringe Mengen Schwefel. "

Werden Ihre Weine vor der Füllung filtriert?

Stefan Raddeck: " Die Weißweine filtrieren wir damit sie keine Trübung haben. Die Premium Rotweine lagern lange und werden mehrfach abgezogen, so dass sie ohne Filtration abgefüllt werden. "

Wie lange lassen Sie die Rotweine lagern?

Stefan Raddeck: " Sie bleiben 12 Monate im Barriquefass und werden dann noch für 6-9 Monate im Stahltank gelagert bevor sie noch einmal abgezogen und auf die Flaschen gefüllt werden. "

Was ist Ihre Philosophie?

Stefan Raddeck: " Es ist ein Privileg in großer Verbundenheit mit den seit 10 Generationen gepflegten Weinbergen umzugehen. Das ist unsere Chance heute, dass wir mit unseren Mitteln und Wegen voller Spaß, Motivation und Lust agieren. Was uns in den arbeitsintensiven Zeiten antreibt ist, dass wir einen tollen Wein machen wollen, der vielen Menschen überall in der ganzen Welt Freude bereitet. "

Wo liegen die Stärken des Weingutes? Was macht den ganz persönlichen Fußabdruck aus?

Stefan Raddeck: " Die gute Kombination aus Erfahrung und einem jungen Team. Mein Vater weiß wie Nierstein „funktioniert“. Das ist ein Erfahrungsschatz, den wir mit unserem heutigen Wissen und unserer gesammelten Erfahrung im ökologischen Weinbau kombiniert nutzen. Die Weinberge vom Großvater pflegen wir heute bestmöglich und geben acht auf die Natur in dem Bewusstsein ein gesundes Umfeld an die nächste Generation weiterzugeben. "

Was war TOPP und was war FLOPP bis jetzt in Ihrer Karriere als Winzer?

Stefan Raddeck: " Es gibt so eine Art Bundesjugendspiele für landwirtschaftliche Berufe. Als ich im zweiten Ausbildungsjahr war konnte ich als bester Winzerlehrling der Region bei dem bundesweiten Wettbewerb mitmachen. Das war im Jahr 2001. Ich bin erster Bundessieger in der Sparte Weinbau geworden. Das war Topp und absolut motivierend!
Mein „Flopp“ passierte ebenfalls in meiner Ausbildungszeit. Ich hatte meinem Vater einen Weinberg abgeschwatzt, den ich bearbeiten wollte, die Riesling Lage Ölberg. Dort wollte ich massiv Ertrag reduzieren, um sehr ausdruckstarken und extrem guten Wein zu machen. Zusammen mit meiner Oma und einem Freund haben wir ungefähr 70% der unreifen Trauben weggeschnitten, so dass nur noch 5 Trauben an jedem Stock übrigblieben. Meine Oma konnte es nicht begreifen. Früher hätten sie sich gemüht, dass möglichst viele Trauben wachsen, und jetzt werden sie einfach auf den Boden geworfen.
Das Ergebnis war, dass die Beeren viel früher voll reif wurden. Sie bildeten viel Zucker aus. Der Wein wurde sehr schwer und hatte viel zu viel Alkohol. Das war einfach zu viel des Guten ; ), aber auf alle Fälle eine prägende Erfahrung. "

Wenn jemand Ihr Weingut noch nicht kennt, welchen Einsteiger-/Anfängerwein würden Sie ihm empfehlen

Stefan Raddeck: " Unsere Gutsweine sind gut als Einsteigerweine. Sie sind unkompliziert, bereiten Freude und Trinkvergnügen. Als Einsteigerrebsorten empfehlen sich Weißburgunder und Sauvignon Blanc. Wer dann mehr kennenlernen möchte kann die Ortsweine aus Nierstein und die Lagenweine probieren. "

Was ist Ihr eigener Lieblingswein vom eigenen Weingut und gibt es Weine von anderen Weingütern, die Sie sehr schätzen?

Stefan Raddeck: " Das ist der Riesling vom Roten Hang. Der Wein ist spannend und ein Botschafter für meine Heimat. Der Boden am Roten Hang ist eisenhaltig und sehr besonders. Ich habe ein Jahr in Franken gearbeitet. Die boden- und erdgeprägten Silvaner aus Franken mag ich sehr gerne. "

Haben Sie Wünsche/Visionen für die Zukunft?

Stefan Raddeck: " Ein großer Wunsch ist, dass wir noch viele Jahrzehnte die Chance haben werden Riesling am Rote Hang wachsen zu lassen. Wir freuen uns, über Feedback zu unseren Weinen von Menschen aus vielen Teilen der Welt. Wir freuen uns auch in Zukunft, wenn wir damit vielen Menschen eine genussreiche Freude bereiten können. "

Vielen Dank!

Anke Kürschner

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