Weingut Beurer

Jochen Beurer erzeugt kompromisslose Weine mit Ecken und Kanten. Seine unverkennbare Handschrift zeigt sich insbesondere bei den Rieslingen, die in diesem Stil in Württemberg einzigartig sind. Die Weinberge von Stetten liegen an den Hängen der Keuperlandschaft, einer Grundlage mit lebhaft wechselnden Gesteinsschichten von Mergel und unterschiedlich harten Sandsteinen. Die sorgen für ausdrucksstarke, oft etwas salzig-mineralische Rieslinge. Der Weinbautechniker Jochen Beurer gründete 1997 sein eigenes Weingut, war im Jahr 2004 schon ökologisch biologisch zertifiziert und entwickelte sich konsequent weiter. Seit 2008 arbeitet er zertifiziert biodynamisch mit Hornmist-Präparaten und Tees, bewirtschaftet die Weinberge nach den Mondphasen und arbeitet im Keller „antiautoritär“. Seine Weine stecken voller Leben! Außer der Eigenwilligkeit der Natur und Herkunft in seinem Wein Ausdruck zu verleihen ist das Qualitätsstreben guten, ehrlichen Wein zu produzieren Maxime auf dem Weingut Beurer. Seit 2013 gehört das Weingut dem VDP an.

Im Jahre 2002 gründeten die fünf befreundeten Württemberger Winzer Sven Ellwanger, Hans Hengerer, Rainer Wachtstetter, Jürgen Zipf und Jochen Beurer die Winzergemeinschaft „Junges Schwaben“. Die grundverschiedenen Typen haben als „gemeinsamen Wurzelstock“ die Tugenden: Ehrlichkeit, Handwerk, Aufrichtigkeit, Naturliebe, Streben nach höchstmöglicher Qualität. Eine Freundschaft, die bis heute hält und wenn auch an Jahren reicher, jung und innovativ bis heute Württembergs Weinlandschaft prägend gestaltet.



Warum sind Sie Winzer geworden? Was bereitet Ihnen Freude bei der Arbeit mit Wein?

Jochen Beurer: " Also eigentlich hat es mich erst während der Ausbildung so richtig gepackt. Mein Vater und Großvater waren Winzer, und ich habe es quasi in die Wiege gelegt bekommen. Ich war auf der Realschule, und als wir in der zehnten Klasse gefragt wurden, was wir werden möchten, habe ich, ohne richtig darüber nachzudenken, „Wengerter“ geantwortet. Seither kann ich mir nichts anderes mehr vorstellen. Es ist so abwechslungsreich. Mein Sohn Adrian hat sich jetzt auch entschlossen die Winzerlehre zu machen und möchte danach in Geisenheim studieren. "




Wie groß ist Ihr Betrieb?

Jochen Beurer: " Wir bewirtschaften 13 Hektar, davon sind 75 % Weißwein, was für Württemberg untypisch ist. "


Die Beschreibung “antiautoritärer Weinbau“ ist auf Ihre Homepage zu lesen. Wie geht das? Was bedeutet das für Sie? Werden die Weinberge von Hand oder maschinell bearbeitet?

Jochen Beurer: " Mit antiautoritärem Weinbau ist die Arbeit im Keller gemeint. Wir vergären unsere Weine spontan, und damit ist gemeint „Lass sie laufen“. Sie dürfen so lange gären, wie sie wollen! Das tun sie dann teilweise bis in den Juni hinein. Auch in Bezug auf die Rebe passt es. Die Rebe braucht uns nicht. Das sieht man, wenn man sie einfach wachsen lässt. Sie kommt gut ohne uns zurecht. Sie war vor uns da, und sie ist auch noch nach uns da!

Im Weinberg machen wir die Laubarbeiten von Hand und die Lese normalerweise auch. Nur in Jahren mit extremen Bedingungen lesen wir einen, manchmal zwei Weinberge mit der Maschine. Unterstockarbeiten oder Mulchen machen wir schon mit den Gerätschaften. In unseren Terassenweinbergen arbeiten wir natürlich alles von Hand. "


Wieviele Mitarbeiter sind auf dem Weingut beschäftigt und wie ist die Arbeitsaufteilung?

Jochen Beurer: " Wir arbeiten mit sieben Leuten fest im Team. Eigentlich macht bei uns jeder alles. Es gibt keinen Kellermeister oder Weinbaumeister. Einen Betriebsleiter gibt es natürlich – einer muss ja den Kopf hinhalten. Teamarbeit und Teamgeist ist ganz wichtig bei uns auf dem Weingut! Wir probieren auch alle zusammen und die Meinung eines jeden zählt. Natürlich sind manche Bereiche schon personengebunden. Ein Mitarbeiter ist hauptsächlich für den Verkauf und die Kundenbetreuung verantwortlich. Meine Frau Marion, die jetzt auch die Winzerlehre abgeschlossen hat, arbeitet mehr im Büro und kümmert sich um die Kommunikation und Social Media. Ich arbeite selbst viel im Keller und mache den Pflanzenschutz im Weinberg. Das ist mir wichtig, wann und wie und was wir in den Weinberg ausbringen. "


Da sind wir direkt beim Thema nachhaltiger Weinbau.? Sie führen das Weingut seit 1997. Da ist auf Ihrem Weingut bis heute viel passiert in Sachen ökologischer und biodynamischer Weinbau.

Jochen Beurer: " Ja. Seit 2004 sind wir ökologisch zertifiziert und seit 2008 arbeiten wir biodynamisch und sind Demeter zertifiziert. Mittlerweile arbeiten die meiste hier im Ort ökologisch. Früher waren wir noch die „Exoten“, aber da hat sich viel geändert – zum Glück! "





Mit dem Zitat „Gespür für den richtigen Augenblick“ komme ich zum Lesezeitpunkt: Was gibt den Ausschlag für die Reife? Wie sollten die Trauben im besten Fall sein?

Jochen Beurer: " Uns ist die physiologische Reife wichtig. Wenn der Wald anfängt seine herbstliche Färbung zu bekommen, und sich auch die Blätter an den Rebstöcken verfärben, dann werden die Trauben reif. Natürlich schauen wir auf die Kerne, also die phenolische Reife. Die Kerne in den Trauben müssen dunkel sein. "






Sie haben eine Vielzahl von Rebsorten: Riesling, Sauvignon Blanc, Silvaner, Grauer Burgunder, Gewürztraminer, Müller-Thurgau, Spätburgunder, Trollinger, Portugieser, Zweigelt, Dornfelder und Lemberger. Inwieweit ist die Auswahl der Rebsorten typisch für die Region oder gibt es in Bezug auf den Klimawandel schon Veränderung in der Rebsortenwahl?

Jochen Beurer: " Stetten war früher ein reiner Weißweinort. Es liegt nicht direkt im warmen Remstal, sondern in einem Seitental Richtung Esslingen. Da ist es deutlich kühler und für weiße Rebsorten gut geeignet. Da wir sehr traditionell arbeiten, pflanzen wir natürlich weiterhin Weißweinsorten. Mittlerweile pflanzen wir nur noch unsere eigenen Rieslingklone, die 80% unserer weißen Rebsorten ausmachen. Außerdem ist es wichtig, wie man die Reben pflanzt. Früher hat man gedacht, die Pflanzen brauchen Platz damit sie gut versorgt sind. Heute setzen wir sie enger, damit sie in die Tiefe wurzeln. Dort finden sie auch in den heißen Jahren Wasser. An der Auswahl unserer Sorten, in der Hauptsache Riesling, ändert sich durch den Klimawandel nichts, da die Reben durch die Lage, die biodynamische Bewirtschaftung mit Begrünung in den Weinbergen und das engere Anpflanzen bis jetzt ganz gut mit den heißen Jahren zurechtkommen. Die Begrünung ist sehr wichtig, da sie die Feuchtigkeit im Boden hält und das Wasser speichert. Durch die Feuchtigkeit sind die Böden nachts kühler. "



Weinbereitung:

Ihr Rosé ist ein „Saignée“, also ein Saftabzug von verschiedenen Rotweinmaischen.

Jochen Beurer: " Ja, wir ziehen so ca. 10 % von den Rotweinmaischen ab. Dadurch werden die Rotweine auch noch einmal intensiver. Der Rosé ist so eine gelungene Mischung aus Trollinger-, Portugieser-, Zweigelt- und Spätburgundermaische - und natürlich auch spontan vergoren. "


Schwefel wird im biodynamischen Anbau auch als Pflanzenschutz verwendet. Kommt er auch im Keller zum Einsatz?

Jochen Beurer: " Im Weinberg wird Schwefel in Kombination mit Backpulver und Tee gegen Mehltau eingesetzt. Im Keller benutzen wir Schwefel für die Hygiene der Fässer. Unsere Weine werden als Oxidationsschutz zu 98 % geschwefelt. Da schauen wir sorgfältig darauf nur so viel, wie nötig zu verwenden und bleiben mit nur 30mg/l deutlich unter der zulässigen Grenze für biodynamische Weine. "(Je nach Weintypen sind 150 -170 mg/l erlaubt)


Wie handhaben Sie es mit der Filtration? Werden Ihre Weine filtriert?

Jochen Beurer: " Alle Rotweine sind generell unfiltriert. Die Weißweine sind teilweise „cloudy“, d.h. trüb. Unsere Großen Gewächse sind nicht filtriert und die Weine, die wir unter dem Namen „Junges Schwaben“ vinifizieren auch nicht. In Zukunft wollen wir mehr und mehr auf die Filtration verzichten. "


Sie beschreiben auf Ihrer Seite das „Kontrollierte Nichtstun“ als Ihre Philosophie. Weiter beschreibt ein Ausschnitt in dem Text „mit der Natur und mit viel Gespür für den richtigen Augenblick zu arbeiten.“ Was bedeutet das?

Jochen Beurer: " Das „kontrollierte Nichtstun“ bezieht sich mehr auf die Arbeit im Keller. Ein Gespür für die Natur zu entwickeln hat auch etwas mit den Generationen vor uns zu tun. Den Überlieferungen unserer Väter, Großväter und Urgroßväter zuzuhören ist wichtig. Wie haben es unsere Väter und Urgroßväter gemacht und mit der Natur gelebt? Sich da die Zeit zu nehmen und immer wieder hinzuhören, was die Alten zu erzählen haben, ist wichtig!"

Hat die Rekultivierung mittelalterlicher Rebsorten unterhalb der Yburg durch die Aktion „Rettet die Reben“ auch etwas mit dem Gespür zu tun?

"Man sollte sich am Arbeitsplatz wohlfühlen. Das ist auch wichtig. Der Wengert unterhalb der Yburg ist ein wunderschönes Stückle Natur, wo man sich drin wohlfühlen kann : ). "


Wo liegen die Stärken des Weingutes? Was macht den ganz persönlichen Fußabdruck aus?

Jochen Beurer: " Der eigenständige Wein! Man schmeckt im Wein, wie es im Weinberg ist. Das sind keine einfachen Weine. Sie haben keine einfache Stilistik – Sie machen einfach Spaß! Ja, und als Stärke zählt wohl auch mein „Dickkopf“. Wenn ich mir etwas vornehme, ziehe ich es auch durch. Man könnte manches bestimmt einfacher gestalten, aber ich möchte es dann auf meine anspruchsvolle Art und Weise machen. "


Da kann ich ja gut anknüpfen: was war TOPP und was FLOPP bis jetzt in der Karriere als Winzer?

Jochen Beurer: " Oh, ja! Der Jahrgang 2010 Riesling Gutswein war ein absoluter FLOPP. Da mussten wir Lieferungen wieder zurücknehmen. Der Wein hatte 10% Alkohol, 1,2 g Restzucker und 10 g Säure – einfach Natur. ;-)
Im gleichen Jahrgang 2010 war der Riesling „Junges Schwaben“ TOPP! Er hat Struktur und wird ewig leben. "


Wenn jemand Sie noch nicht kennt, welchen Einsteigerwein würden Sie ihm empfehlen?

Jochen Beurer: " Unseren Riesling Gutswein. "


Was ist Ihr eigener Lieblingswein vom eigenen Weingut und gibt es Weine von anderen Weingütern, die Sie sehr schätzen?

Jochen Beurer: " Von unseren eigenen Weinen mag ich den Riesling Schilfsandstein am liebsten. Er ist der spannendste von den Rieslingen, und er ist lange verschlossen. Lässt man ihm seine Zeit, zeigt er seine gelbfruchtigen Aromen und seine packende Mineralität. Ich mag gerne „wildere“ Weine, die spontan vergoren wurden und biodynamisch ausgebaut sind. Da habe ich keinen speziellen Favoriten. "


Haben Sie Wünsche/Visionen für die Zukunft?

Jochen Beurer: " Mein Wunsch ist, dass das Wetter in Zukunft nicht so verrückt spielt. Die visionäre Zukunft wäre ein relaxter Alltag. Es ist schon echt zu oft zu stressig. Das wäre gut, da Stress rauszunehmen. "


Ich wünsche viel Glück und gutes Gelingen und sage vielen Dank für das Gespräch.


Anke Kürschner

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