Korkverschluss - eine Imagefrage und eine Geschmacksfrage!

Es ist neben dem emotionalen Aspekt auch eine wirtschaftliche Entscheidung welcher Art eine Weinflasche verschlossen wird.

Warum nimmt man nicht einfach fehlerfreie, kostengünstige Kronkorken zum Verschließen von Weinflaschen wie bei Bier- oder Limondenflaschen? Schaumweine werden doch auch im Rüttelpult über Jahre so verschlossen gelagert. Kronkorken ließen sich auch im Notfall mit dem Feuerzeug öffnen, falls kein Flaschenöffner vorhanden. Die mühseligen Versuche bei Ermangelung eines Korkenziehers, den Korken einer Weinflasche mittels Schuh (Anleitung per Video im Netz zu finden) rauszuklopfen oder wahlweise mit einem spitzen Gegenstand „reinzudrücken“ oder „rauszubröseln“, mögen dem ein oder anderen bekannt vorkommen. Das macht den Wein, wenn man ihn dann endlich genießen kann, umso kostbarer. Dann schwimmt vielleicht manches Bröckelchen Korken noch obenauf. Das – um es noch einmal ganz deutlich zu schreiben – verursacht keinen „Korkschmecker“, maximal Hustenreiz beim Verschlucken.

Verschlüsse aus Aluminium kosten einen Weinabfüller ca. 6 Cent je nach Herstellungsart. Die Kosten für das Naturprodukt Kork liegen Minimum ein 10faches höher. Von 60 Cent bis 1,50 € für einen Korken je nach Qualität muss ein Weinproduzent pro Flasche veranschlagen. Zusätzlich nimmt er noch das Risiko in Kauf, sich den nicht auszumerzenden Fehler TCA in seinen Wein zu holen.


Warum macht ein Winzer/ Weinproduzent das?

Die neue Qualität der Naturkorken

Portugal ist führend, was die Herstellung von Korken anbelangt. Investitionen in neue Technologie und viel Erfahrung bei der Vermeidung der Entstehung von TCA im letzten Jahrzehnt machen sich bezahlt. „Natürlich Kork“ lautet die Werbekampagne der Hersteller um für ihre traditionellen Verschlüsse Vertrauen zurück zu gewinnen. Der umweltschonende Aspekt durch die Bewirtschaftung mit Korkeichen, die dadurch entstehenden Lebensräume für Tiere und die mehrfache CO2 Bindung im Vergleich zu anderen Baumbeständen, sind ein Teilaspekt. Natürlich ist Kork ein nachwachsender Rohstoff im Vergleich zu Kunststoffen oder Metall.

Schmeckt Wein anders mit Naturkork? Welche geschmacklichen Auswirkungen haben Kork- und Kunststoffverschlüsse auf den Wein?

Mit den verschiedenen Möglichkeiten eine Weinflasche zu verschließen, hat der Weinproduzent ein weiteres Medium bei der Gestaltung seiner Weine.

Unter dem Motto „ Verschlusssache“, initiiert von Christina Fischer, fand im Steillagen Zentrum, DLR Mosel in Bernkastel-Kues im April 2016 eine Verkostung für Fachpublikum statt. 25 unterschiedliche Verschlusstypen, von verschiedenen Kunststoffen und Schraubern bis zum Naturkork auf einer Charge Wein, die mit diesen Verschlüssen unter gleichen Bedingungen seit 2009 gelagert wurden, sollten blind verkostet zugeordnet werden. Wie sich schnell herausstellte, ist die Unterscheidung doch nicht so leicht wie gedacht! Ist doch die Technik auch mit „künstlichen“ Verschlüssen unterschiedliche Dichtigkeit zu erreichen, fortgeschritten. Trotzdem lässt sich festhalten, dass ein Naturkork für Sauerstoff durchlässiger ist als ein Schraubverschluss.


Zusätzlich zu der Arbeit im Weinberg und im Keller nimmt die Entscheidung für einen „Verschlusstyp“ Einfluss auf die Entwicklung der Tertiäraromen eines Weines. Tertiäraromen werden die Aromen genannt, die sich während der Lagerung und Reifezeit eines Weines entwickeln. Die Weine verändern sich geschmacklich mit zunehmendem Alter. Die sogenannten „Alterungstöne“, Firne oder Petrolnoten sind Begriffe die ein Geschmacksbild von gereiften Weinen beschreiben. Durch Sauerstoffeinfluss verändern sich der frische, fruchtige Geschmack und die Farbe eines noch jungen Weines.
Möchte man als Winzer gerade bei Weißweinen diese belebende Frische lange erhalten, würde man sich für einen sehr dichten Verschluss, wie z. B. einen Schraubverschluss, entscheiden. Bei jungen Rotweinen mit viel Gerbstoff möchte man eher erreichen, dass diese Säure „altersmilde“ wird und die dahinter verborgenen weichen und eleganten Noten des Weines hervorkommen. Da ist ein für Sauerstoff durchlässigerer Naturkork die Wahl für's Gebinde.

Champagner mit Kronkorken, ein Grand Cru Classé Bordeaux mit Schraubverschluss sind zugegebenermaßen eine ungewohnte Vorstellung. Es gibt Weine, die sollten und dürfen sich verändern. Das macht sie spannend! „ Forever young“ macht da keinen Sinn! Bei einer sommerlich frischen Weißweincuvée darf ruhig der Schraubverschluss „knacken“ und fruchtige Aromen direkt duftig aus dem Glas aufsteigen!


Fazit

Es ist eine Frage des Preises, des Marketings und des Reifepotentials eines Weines, welcher Verschluss sinnvoll ist.

Anke Kürschner



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