Eine Rebsorte stockt auf!

Rotweine aus Deutschland haben viel zu bieten! Nicht nur dem Spätburgunder gebührt Aufmerksamkeit, wenn es um Qualitätsweine geht, sondern auch der Lemberger bringt in guten Lagen Große Gewächsweine in die Flaschen. Umso erstaunlicher, dass Rotweine aus der Rebsorte Lemberger außerhalb Württembergs ein Nischendasein in den Weinregalen führen. Da gilt es immer wieder darauf aufmerksam zu machen, was für abwechslungsreiche Weine aus Blaufränkisch alias Lemberger hierzulande und bei unseren Nachbarn entstehen.

Von den vielen Namen, die die Rebsorte in den unterschiedlichen Ländern trägt, darf sie in Deutschland tatsächlich nur mit Lemberger oder Blaufränkisch angesprochen werden. ; )


Doch woher stammen die Bezeichnungen Blaufränkisch und Lemberger?

Der Name der ursprünglich aus Nordost Slowenien stammenden natürlichen Kreuzung aus Blauer Zimmettraube und Gouais Blanc (Weißer Heunisch) wurde bereits 1875 von der Ampelographischen Kommission mit „Blaufränkisch“ international festgelegt. Als sie zwei Jahre später über den Niederösterreichischen Ort Limberg nach Deutschland kam, ist der Name nicht „mitgereist“. Die Rebe wurde hierzulande nach dem Herkunftsort „Limberger“ oder auch „Lemberger“ benannt.



In den letzten Jahren wurde in Deutschland eine stetige Zunahme von Neuanpflanzungen verzeichnet. Lemberger reift spät aus und bevorzugt wärmere Lagen. Hauptsächlich ist sie in Württembergs Weinbergen zu finden (1.760 ha) und bringt es aber insgesamt mittlerweile auf stolze 1.912 Hektar (in den 1980er Jahren nur ca.500ha).

In Österreich ist sie mit 19% Anteil die zweitwichtigste Rotweinsorte nach der aus ihr gekreuzten Rebsorte Zweigelt (St. Laurent x Blaufränkisch), die den Löwenanteil mit 42% der roten Rebsorten in Österreichs Weinbergen ausmacht. Zurück zum reinen Blaufränkisch, der mit 3.009 Hektar Rebfläche vorwiegend im Burgenland angepflanzt wird, welches sich damit auch den liebevoll gemeinten Namen „Blaufränkischland“ erworben hat. Hier entstehen Spitzenweine von internationalem Ruhm aus Blaufränkisch pur oder als Cuvée im Zusammenspiel mit den Global Playern Cabernet Sauvignon und Merlot wie „Batonnage“ mit dem leuchtend roten Lack-Skorpion auf der Flasche von den 5 „Wild boys of Club Batonnage“ vom Neusiedlersee.

Die Wertschätzung, die der Rebsorte in Österreich gewiss ist, erwirbt sie sich hierzulande mühsam - aber beständig! Das liegt ganz wesentlich daran, dass die Winzer aus dem „Schwabenländle“ tiefgründige und langlebige Spitzenrotweine aus ihr produzieren. Natürlich gibt es sie immer noch, die süffigen, fruchtigen Alltagsweine, die im „Viertele“ den Feierabend begleiten. Immerhin ist Württemberg das viertgrößte Weinanbaugebiet Deutschlands und der Großteil der Anbauflächen (über 60%) ist mit roten Rebsorten bepflanzt.

Die Stärken des Lembergers

Sowohl reinsortig als auch in Cuvées zeigt der Lemberger seine Charakterstärken. Brombeere, Kirsche, Kräuter und mit Würze und Kakaoaromen bringt er sowohl satte wie auch fruchtige Aromen ins Glas. Je nach Ausbau entwickelt er eine Eleganz, Langlebigkeit und Dichte, die einen langen, genussvollen Nachhall am Gaumen hinterlässt. Lemberger schmeckt zu klassischen (nicht nur schwäbischen) Gerichten wie Zwiebelrostbraten und Roastbeef, und zu vielerlei würzigen und kräftigen Gerichten aus Rind-, Lamm- und Wildfleisch oder auch kräftigen Hartkäsesorten.

Ja, und vor allem schmeckt er auch einfach nur so! Lemberger bringt alles mit, was einen guten Rotwein ausmacht: Eleganz, Struktur, Frucht, Würze und Länge. Gut gereift zeigt er seine ganze Aromen-Vielfalt und macht viel Spaß im Glas!



Anke Kürschner

Unsere Lieblings Lemberger und Blaufränkischen