Interviews in Paris mit Domaine Octavie und Domaine Poiron-Dabin

Vom 12. -14. Februar fand in Paris in der Halle 4 der Expo de Versailles die erste „Vinovision“ statt. Teilnehmende Regionen waren das Burgund, Elsaß, die Champagne und Loire. Ca. 400 Auststeller waren am Start um die nördlichen Regionen Frankreichs zu repräsentieren, (Vereinigung nordfranzösischer Weinwirtschaft ist Initiator der Messe). Paris ist als Messestandort durch seine gute Anbindung für internationale Messegäste natürlich attraktiv. So war es denn auch erfreulich schon bei der „Premiere“ mehrere Sprachen in der Messehalle zu hören. Es gab eine Verkostungszone, die „Tasting Avenue“, in der die Aussteller ein Exponat ihrer Range zur Verkostung ausstellen konnten. Das haben fast alle Aussteller genutzt, und so war es für die Besucher einfach, sich einen guten Überblick zu verschaffen und bei Interesse gezielt dann den Kontakt zum Winzer zu suchen. Es bleibt nun zu wünschen, dass Vinovision eine Zukunftsvision wird und sich als nördliches Pendant zur Vinisud etablieren wird. Auch Winzer aus anderen nördlichen Regionen und Ländern sind als Aussteller erwünscht, versteht sich die Messe doch als „Cool Climate“ Ausstellung.

Ich habe die Messe genutzt um mir in einem ruhigen Umfeld Zeit für 2 Loirewinzer zu nehmen . Den Eindruck einer „familiären Atmosphäre“ teilten diese beiden mit mir. Seit die Prowein vor 2 Jahren so expandierte , wäre es schwieriger Geschäftsbeziehungen zu knüpfen. In dem fast gemütlichen Umfeld der Vinovision fällt es Kunden und Ausstellern leichter in Kontakt zu kommen, so die Meinung der Winzer.

Interview mit Domaine Octavie


Domaine Octavie ist ein alteingesessenes Weingut ( seit 1885) in Oisly, Touraine. Isabelle und Noe Rouballay bewirtschaften ihre 30 ha Weinberge naturnah und gehören dem Verband von „Terra Vitis“ an. Sand, Lehm und Silikatgestein sind die Grundlage für den Sauvignon Blanc, der auf den der Gemeinde Oisly zugehörigen Lagen wächst.

Es war ein sehr schwieriges Frühjahr an der Loire. Viel Regen. Bereits im Februar war klar , dass 25% des Ertrages verloren sind. Normalerweise füllen sie auch einen Teil für Kunden in Bag-in-a-box ab. Dieses Jahr wurde alles auf Flaschen gefüllt um für Stammkunden in Gastronomie und Handel genug zu haben. 14.400 Flaschen sind für den Export reserviert. Es war kein einfaches Jahr, aber sie sind mit der Qualität zufrieden wenn auch nicht mit der Quantität. Im Vergleich: 2015 wurde bereits im Dezember gefüllt und die Weine konnten schon auf den Messen gut präsentiert werden. Dieses Jahr haben sie am 15.01.2017 gefüllt und der Wein ist noch verschlossen.

Im Vergleich verkostet: Touraine Sauvignon blanc, 2015 / 2016:
  • 2015 ist direkt klar in der Nase und auf der Zunge und präsentiert sich mineralisch und feinfruchtig, klar, gut strukturiert und ausbalanciert.
  • 2016 legt sich ein verdeckender Schmelz auf die Zunge. Der Wein ist logischerweise noch sehr unruhig und wird auch noch ein paar Wochen brauchen um sich zu zeigen.


Poiron Dabin auf der Vinovision 2017

Interview mit Domaine Poiron-Dabin


Das erste notariell beglaubigte Weinbesitztum der Familie geht ins Jahr 1858 zurück. Seitdem ist das Familienweingut beständig gewachsen bis zu den 69ha, die heute von den Brüdern Laurent und Jean- Michel Poiron naturverbunden bearbeitet werden. Auch sie sind Mitglieder bei Terra Vitis. Experimentierfreudig und traditionell könnte man sie gut beschreiben. Im Anbaugebiet Sèvre et Maine produzieren sie außerordentlichen Muscadet ( bis zu 6 Jahre Hefelager) ebenso wie dort untypische Rebsorten z. B. Gewürztraminer, Petit Manseng, oder ganz neu, bzw. sehr alt „ Berligou“. Berligou ist eine vergessene Rebsorte, deren Geschichte seit 1993 Historiker, Weinbauingenieure und Winzer beschäftigt. „Pinot Noir Breton“ ist der umgangssprachliche Name und ein Hinweis auf die Herkunft. Sie ist wohl ein Vorfahre des heutigen Pinot Noir und war auserwählt in den königlichen Häusern des Duc de Bretagne, Henry IV. bis zu Louis XIV. Sie fiel der Reblausplage zum Opfer und geriet in Vergessenheit. Bis jetzt…. 1,5 ha sind seit 2011 bei Poiron-Dabin mit Berligou bepflanzt und seit 2014 gibt es die ersten Trauben. Wie auch die anderen Rebsorten , bekommt auch der Berligou seine Zeit zu Wein zu werden. 18 Monate Tank- und Fassreife für Schaum-, Rosé- und Rotwein, die das Sortiment des Weingutes erweitern.

Auch an Sèvre et Maine war es ein sehr schwieriges Frühjahr. Zuviel Regen, Regen, Regen. Erst ab September war es bis in den November hinein sonnig und schön. Das hat viel gerettet und auch die Furcht vor übergroßen Trauben ohne Geschmack gelindert.

Probiert wurden:
  • 2016 La clé de sol: Hat für die Macher von langreifendem Muscadet ungewohnt viel Frucht, die sehr aromatisch rüberkommt. Einstiegs- Sommerwein.
  • 2015 Voguez en Muscadet (Medaille d`Or): ist genau das Gegenteil - schmelzig und dicht.
  • 2013 Haute Résolution hat 14 Monate Hefelager und weitere 6 Monate Holzfass reifen können und ist klar in der Struktur und wirkt als ob er ewig so sein würde, wie er jetzt ist. Ein beständiger, guter Begleiter.
  • 2009 Chateau Thébaud: Es gibt noch eine besondere Lage, die sich 10 Winzer teilen: Chateau Thébaud. Chateau Thébaud hat eine besondere Geologie. An Sévre et Maine herrschen zwei Bodentypen vor. Schiefer und Granit. In der Maine haben sich durch Bewegung von Erde und Wasser diese beiden zu einem harten „Schiste Granitique Tendre“ vermählt. Es ist ein harter Fels, der sehr aufwendig zu bepflanzen ist, da für jede Pflanze ein Loch vorgebohrt werden muss. Erstaunlich ist, dass wenn man ein kleines Bröckchen versucht mit den Fingern zu vermahlen, zerfällt es zu sehr feinem Staub! Wie lange hat es wohl gedauert, die Gesteine so fein zu erodieren?
    Die Ernte dieses besonderen Weinbergs lagert 6 Jahre auf der Hefe. Der Wein hat eine unglaubliche Länge. Ich frage mich jedes Mal nach Verkosten von Muscadet, warum diese tollen Weine bei uns so wenig bekannt sind? Es sind nicht nur am Meer Begleiter zu Austern. Diese gereiften Weine haben Potenzial, sind sehr langlebig und verdienen es außerhalb Frankreichs populär zu werden!
  • Ich habe noch verschiedene Cuvées probiert, die Spiegel von Spaß und Einfallsreichtum der beiden Brüder sind. Eines möchte ich zum Schluss noch erwähnen.
  • 2016 Pinot Gris: 12 Tage Maischstandzeit. Es ist ein echter Rosé! In einer Blindverkostung hätte ich eher auf einen Pinot Noir Rosé getippt. Mit seinen 9 gr. Restzucker ist er vollfruchtig und gut gekühlt macht er schon Vorfreude auf Sommer!


Und nun noch für Wissensdurstige:

Was ist Terra Vitis überhaupt? Hier ein Auszug:
"Seit zehn Jahren schon machen unsere Winzer, in Zusammenarbeit mit den Landwirtschaftskammern, Terra Vitis zur größten Bewegung für nachhaltige Landwirtschaft in Frankreich. Selbstständige Winzer, Genossenschaftswinzer oder Weinhändler engagieren sich, indem sie die Rahmenbedingungen von Terra Vitis akzeptieren und eine perfekte Rückverfolgbarkeit ihrer Arbeit, von der Flasche bis zum Weinberg, garantieren. Jeder Eingriff im Weinberg, in die Traubenreifung oder die Weinherstellung ist durch genaue Beobachtungen gerechtfertigt. Unsere Arbeitsweise, sowie das Einhalten der Rahmenbedingungen, wird von unabhängigen Gutachtern überprüft, die die Glaubwürdigkeit unserer Arbeit garantieren."
(Auszug aus der Ansprache von Didier Vazel, Präsident der Nationalen Föderation Terra Vitis)